winterkirche treffurt
transparent, transluzent, transzendent

immer wieder das thema winterkirche:

kleine gemeinden können es sich nicht leisten, das gesamte kirchenschiff zu heizen, möchten aber nicht auf den ein-druck und die aus-strahlung des sakralen raumes verzichten.

ein seitenschiff in der neugotischen kirche st. bonifacius ist groß genug für 40 gemeindemitglieder und klein genug zu "gemeinschaft" zu erleben. die architektonische lösung ist ein 3 Jahre dauernder reifeprozess mit denkmalpflege, gemeinde, kosten und konstruktionen.
entstanden ist ein glas-stahlkreuz mit integrierten membranen, die nur bei bedarf den raum abtrennen und ansonsten nicht in erscheinung treten. die zugseile verschwinden in der filigranen stahlkonstruktion, ein kleiner elektromotor steht nicht hörbar auf dem dachboden.

der minimal perforierte stoff hält die warme luft, lässt aber licht und blicke durch, schottet nicht ab, sondern filtert. die eingenähten segellatten erlauben auch eine bogenförmige konstruktion und gliedern angenehm die gesamtfläche von über 25 qm.

die beheizung erfolgt durch eine kombination aus fußbodenheizung und strahlplatten, die als grob gesandstrahlte marmorplatten sich optisch wie ein weißer putz einfügen. perforation der membran, glas und licht durch die farbigen rosettenfenster inszenieren aus sich heraus die begriffe transparenz, transluzenz und transzendenz.



zitat aus "tag der architektouren" 2011 thüringen

"wo findet der gottesdienst im winter statt?

da die meisten kirchen in thüringen ungeheizt bzw. die heizkosten nicht bezahlbar sind, wird vielerorts ein gemeindehaus bzw. werden angemietete räumlichkeiten für den gottesdienst in den wintermonaten genutzt. in zeiten schrumpfender bevölkerungszahlen und damit auch kleiner werdender gemeinden ist der wunsch, ganzjährig den gottesdienst in der gemeindekirche zu feiern, ein anzustrebendes ziel.

ein gelungenes beispiel, einen teil des kircheninnenraumes als winterkirche so zu nutzen, dass er bei bedarf für die gesamtkirche fast ohne einschränkungen zur verfügung steht, ist die kirchenabtrennung der kirche bonifacii in treffurt. der architekt hat mit dem kreuz aus stahl und glas eine innovative lösung geschaffen, die es durch die in die kostruktion integrierten membrane zulässt, eine temporäre abtrennung des seitenschiffes der kirche zu schaffen, die sich durch filigrane gestaltung und transparenz hervorragend in den kirchenraum integriert. das verwendete membranmaterial grenzt einerseits optisch den raum ab und ist andererseits licht- und gefiltert blickdurchlässig. dadurch bleibt das abgetrennte seitenschiff dem kirchenraum erhalten. die horizontal in die membranen eingenähten holzlatten stabilisieren und gliedern die relativ großen flächen in angenehmer weise.

fazit: klein aber fein. die kirchenabtrennung in der bonifaciikirche in treffurt ist nicht nur aus architektonischer sicht lobenswert. sie ist beispiel und anregung, das thema winterkirche in der gemeindekirche umzusetzen und damit eine wirtschaftliche lösung für die gemeinde zu schaffen."

matthias p. gliemann, mitglied des vorstandes der architektenkammer thüringen

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